# Maria mit dem Kind und dem Heiligen Bruno
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Inventarnummer: 2011.1
Beschreibung
Signatur (unten links) und Datierung (1624) machen das zudem außergewöhnlich gut erhaltene Bild zu einem wichtigen Referenzpunkt, wenn derzeit wiederholt versucht wird, die frühen Werke Jusepe de Riberas zu bestimmen und in eine chronologisch überzeugende Abfolge zu bringen. Das innere Zwiegespräch zwischen Madonna und Mönch, vermittelt durch einen sehr lebendigen Christusknaben, steht für einen ersten Stilwechsel nach der naturalistischen Phase in Rom bis 1616. Neu sind die chromatische Aufhellung und die vielfigurige Komposition mit den reizvoll um Maria herum platzierten Putten. Eine Röntgenaufnahme zeigt, dass Ribera gerade bei letzteren um stetige Verbesserung bemüht war. Sowohl beim mittleren Kopf der Dreiergruppe über der Madonna als auch bei dem rechts darunter gab es größere Korrekturen. Der Künstler beweist mit dem Werk nicht nur seine Fähigkeiten, eine religiöse Historie anspruchsvoll darzubieten, sondern empfiehlt sich auch als Portrait- (heiliger Bruno) und Stilllebenmaler (Bischofsstab und Bischofshut sowie zwei Bücher). Sein erstaunliches Spektrum an Texturen reicht von der festen Stofflichkeit der Mönchskutte bis zum transparenten Schleier über der Schulter der Gottesmutter. Dass Ribera diesem Bild selbst besondere Bedeutung beimaß, lässt sich aus der langen Inschrift herauslesen. Hier erwähnt er seine Herkunft aus Spanien im Allgemeinen wie aus dem Vizekönigreich Valencia und seiner Heimatstadt Xàtiva im Besonderen und stellt sich zugleich als Mitglied der angesehenen römischen Akademie vor. Es wurde denn auch darauf hingewiesen, dass Ribera die Figur des heiligen Bruno in einem sechs Jahre später datierten Werk, der monumentalen "Irdischen Dreifaltigkeit" in Neapel, wieder aufgreift.
Für die ursprüngliche Provenienz des Altarbildes gibt es unterschiedliche Vermutungen. In Gabriele Finaldis Annahme, es sei als Hauptbild für den Kapitelsaal der Kartause von San Martino geschaffen worden, kann Roberto Contini weiter nur eine »faszinierende Hypothese« sehen. Viviana Farina fragt sich, ob die Vorauszahlung, die Ribera im September 1621 für ein noch auszuführendes Gemälde für die neu erbaute Kirche des Klosters Trinità delle Monache erhält, sich auf das Berliner Werk beziehen ließe. Für Matthias Weniger liefert das Bild einen Beweis, dass die Sammelleidenschaft protestantischer Fürsten keine Rücksicht auf gegenreformatorische Inhalte nahm. So war das Gemälde u.a. zeitweise in der Sammlung des Königs Wilhelm II. der Niederlande (1792–1849).
Die besondere spanische Qualität des Werkes liegt in der Art, wie hier Realität und Vision ineinander verschränkt werden, um etwas nur mit dem inneren Auge Gesehenes real wirken zu lassen. Das Bild entstand wahrscheinlich als Reaktion auf die ein Jahr zuvor (1623) erfolgte Bestätigung für den Kult des heiligen Bruno, des Begründers des Kartäuserordens. Der abgelegte Bischofsstab und der Hut erzählen, dass der Heilige das ihm angetragene Bischofsamt zurückgewiesen hat. Stattdessen greift er nach dem vom Christuskind sehr konkret und dringlich empfohlenen Buch als Hilfe für einen noch intensiveren Dialog mit der Madonna. Von oben links schwebt auf einer Diagonalen die Erscheinung der Madonna von Wolken getragen auf die Stufen herab, die dem knienden Bruno als Basis dienen. Bei dieser Begegnung zwischen visionärer und realer Zone drohen die untersten Puttenköpfe jedoch fast zerdrückt zu werden, vielleicht ein Hinweis auf die noch jungen Darstellungsmodi im Visionsbild. Thema und Form belegen Riberas mitunter in Zweifel gezogene Integration in einen spanischen Kontext. In ihrer Andacht wie erstarrt wirkende Mönche vor dunklem Grund sind auch ein Hauptmotiv im Werk des in Südspanien tätigen Francisco de Zurbarán. Die Geschichte des Kartäuserordens wiederum hat der Hofmaler Vicente Carducho 1626 bis 1632 in einem berühmten, 56 Bilder umfassenden Zyklus für Santa María de El Paular thematisiert (heute wieder am ursprünglichen Ort).| Michael Scholz-Hänsel
SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. unten links auf der Stufe: JOSEPH A RIBERA, HISPANVS VALENTINVS / SIVITATIS SETHABIS, ACADEMICVS / ROMANVS FACIEBAT / 1624
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 205 x 153,5 cm; Rahmenaußenmaß: 242 x 189 x 10 cm
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- Hergestellt ...
+ wer: [Jusepe de Ribera (1591-1652)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=25888)
+ wann: 1624
## Bezug zu Personen oder Körperschaften
- [Bruno von Köln (1031-1101)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=7290)
- [Maria (Mutter Jesu)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=7286)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=1849338)
## Schlagworte
- [Andacht](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=15949)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1849338&resolution=superImageResolution#5151729